Angst - Fear

3 Fragen und ein Gummiband: Führen in Zeiten von Panik und Angst

Eine Anleitung wie wir vermeiden, Entscheidungen aus Angst zu treffen

Die Coronavirus-Krise ist eine Geschichte mit unklarem Ende. Die Situation entwickelt sich täglich weiter, die Medien überschlagen sich, mein Newsfeed ist voll damit und alle Gespräche landen früher oder später bei diesem Thema. 

Klar ist, dass die Auswirkungen auf uns Menschen bereits tiefgreifend sind und dass Unternehmen unverzüglich handeln müssen, um Mitarbeiter zu schützen, geschäftliche Herausforderungen anzugehen und die Auswirkungen auf jede erdenkliche Weise zu mildern.

Noch aktueller als das Virus selbst ist das, was als Reaktion auf den Virus passiert. Die Börse ist massiv gefallen, ganze Länder sind verriegelt, alle Veranstaltungen sind abgesagt und Millionen von Kindern gehen nicht zur Schule. In den Supermärkten sind die Nudel- und Reisregale leer, Toilettenpapier ist ausverkauft und Händedesinfektionsmittel sucht man vergeblich. 

Es herrscht Furcht und Angst! 

Angst ist ein Grundgefühl, eine Emotion, die eine potenzielle Bedrohung für körperliche oder emotionale Sicherheit anzeigt und sie übt einen starken Einfluss auf unser Verhalten aus. Angst kann Leben retten. Aber wenn Angst geleitet ist von Spekulationen statt Fakten, führt sie zu negativen Verhaltensweisen wie Lähmung, Isolation, Diskriminierung und schlechten Entscheidungen.

Wie vermeiden wir also, Entscheidungen aus Angst zu treffen? Oder schlimmer noch, wie vermeiden wir es, ständig in einem ängstlichen Zustand zu sein?

Drei Fragen die Sie sich und Ihrem Umfeld in Zeiten von Angst und Panik stellen können, lauten:

Frage 1: Worauf konzentriere ich mich? Wo sind meine Gedanken? Worauf Sie sich konzentrieren, dorthin geht Ihre Energie. Es hat Auswirkung auf Ihr Handeln und Ihr ganzes Leben.

Frage 2: Welche Bedeutung geben ich den Dingen? Wie interpretiere ich Sie? Habe ich Fakten für meine Interpretationen oder basieren sie auf Spekulationen? 

Frage 3: Was tue ich im Angesicht von Angst und Herausforderungen? 

Hier ist also Achtsamkeit in Bezug auf Ihre Gedanken angesagt. 

Das soll nicht heißen, dass Sie die Realität, in der Sie leben, ignorieren. Es ist die Aufforderung, dass Sie bewusst entscheiden, wofür Sie bereit sind, Zeit, Energie, Gedanken und Nerven aufzuwenden und wofür nicht.

Gehen wir der ersten Frage nach:

Worauf konzentriere ich mich? Wo sind meine Gedanken? 

Lassen sie sich unbewusst von den Medien und von ihrem Umfeld auf deren Blickwinkel ziehen? Oder entscheiden Sie sich, bewusst zu bestimmen, wer oder was ihre Aufmerksamkeit hat?

Wenn Sie ihre Ängste nicht bewusst im Zaum halten und ihren Fokus nicht kontrollieren, wird die Welt dies gerne für Sie tun.

Auf was Sie sich konzentrieren, das fühlen sie, dort sind Sie in dem Moment emotional verortet. Und dabei ist es ganz egal ob der Gedankenkonstrukt wahr ist oder nicht.  Die damit verbundenen Emotionen lösten chemische Reaktionen in Ihrem Körper aus und setzen Hormone frei. Die guten und leider auch die nicht so guten. Dies wiederum beeinflusst zum einen ihr Wohlbefinden und es wird zum anderen ihr Handeln lenken. 

Dieses Phänomen bewusst zu beeinflussen und zu steuern, wird “Attention Management“ genannt.

Schon 1890 schrieb W. James dazu in seinem Buch “The Principles of Psychology“ “My experience is what I agree to attend to”. Einen Abriss zum heutigen wissenschaftlichen Stand finden Sie in der Harvard Business Review: “To Control Your Life, Control What You Pay Attention To

Das ist jedoch einfacher gesagt als getan. Sie müssen üben zu bemerken, dass Ihre Gedanken eigenen Wege nehmen, um sie sanft dorthin zurück zu bringen, wo Sie den Fokus haben möchten. 

Eine schnelle, einfache Lösung im „Attention Management“ kommt von NLP-Spezialistin und Ärztin Olga Igel:

  1. Machen sie sich eine Liste von 4-8 Angst- und Negativ-Themen, in die sie immer wieder gedanklich hineinrutschen.
  2. Benennen sie die Angst: sprechen Sie jedes dieser Angst-Themen laut für sich aus, gerne auch mehrmals. Sie werden bemerken, wie eine ausgesprochene Angst kleiner wird.
  3. Nehmen Sie jedes Thema und hinterfragen Sie es: Woher kommt es? Wann genau poppt es auf? Was steckt dahinter? (Warum? Warum? Warum?)
  4. Ganz wichtig: Was ist der allererste Auslöser für jedes der Themen? Ein Gedanke? Ein Satz? Ein Bild? Ein Gefühl?
  5. Nehmen Sie ein Gummiband oder Haarband (angenehmer zu tragen) und tragen Sie es wie ein lockeres Armband an ihrem Handgelenk. Immer wenn einer der Auslösersätze in ihren Gedanken auftaucht, ziehen sie am Haarband und lassen es schnalzen. Schmunzeln Sie über den törichten Satz und lenken Sie ihre Aufmerksamkeit ganz bewusst auf das Thema, das in ihrem Fokus ist. 
  6. Lassen Sie sich überraschen, was nach und nach passiert.

Eine Krise ist immer auch die Möglichkeit zu wachsen. Nutzen Sie die Chance und entscheiden Sie bewusst, wofür Sie bereit sind, Zeit, Energie, Gedanken und Nerven aufzuwenden und wofür nicht.

Mit einem lieben Gruß und bleiben Sie gesund,

Ute